Eine spannende Diskussion gab es in der vergangenen Woche, am 19.9., im Kulturcafe Windrose bei der durch die Stadt Oberursel anlässlich des städtepartnerschaftlichen Jubiläumsjahres organisierten Veranstaltung zur Zukunft der Städtepartnerschaft mit Lomonossow und zur möglichen Begründung einer Partnerschaft mit einer Stadt in der Ukraine.
Aktuell sind bekanntlich alle Beziehungen zur russischen Partnerstadt sowohl von kommunaler Seite als auch von Seiten des VFOS auf Eis gelegt. Aber was wird die Zukunft bringen, was gab es in der Vergangenheit? Es diskutierten Bürgermeisterin Antje Runge, die ZDF-Journalistin Katrin Eigendorf und Christian Röher für den VFOS unter der Moderation von Sergej Gurkov, Redakteur der Deutschen Welle. Selbstverständlich wurde auch das Publikum einbezogen.
Dabei zeigte sich einmal mehr die Stärke der Demokratie: Austausch unterschiedlicher, teils auch konträrer Meinungen, die ohne Angst geäußert und fair diskutiert wurden. Ein spannender Abend mit unterschiedlichen Ansätzen, viel Sachverstand und Emotion.
Für den VFOS machte Christian Röher deutlich, wie die Verbindung nach Lomonossow entstanden ist, wie groß die Neugier aufeinander war und was die Höhepunkte der Verbindung waren. Seit 2014 war aber von offizieller russischer Seite bereits eine deutliche Abkühlung der Beziehungen zu spüren, während die Verbindungen zwischen den Bürgerinnen und Bürgern beider Städte durch regelmäßige Bürgerreisen noch weiter bestanden.
Katrin Eigendorf berichtete, dass es in der Ukraine ein großes Interesse am Aufbau von Städtepartnerschaften gäbe. Bürgermeisterin Runge konnte bestätigen, dass auch die in Oberursel lebenden Ukrainer immer wieder ein derartiges Interesse äußerten. Dabei gehe es den Ukrainern nicht primär um Hilfe. Sie wollen vielmehr eine Demokratie aufbauen und zeigen, dass sie nach Europa streben. Es gehe um eine Partnerschaft auf Augenhöhe, nicht um eine Einbahnstraße.
ZDF-Journalistin Eigendorf richtete in diesem Zusammenhang auch den Fokus auf die Zivilgesellschaften in Russland und der Ukraine. Während aus ihrer Sicht, nicht nur die offiziellen Stellen und Institutionen, sondern auch die überwiegende Mehrheit der russischen Zivilgesellschaft die Werte der westlichen Demokratien deutlich ablehnen, so ist es in der Ukraine hingegen insbesondere auch die Zivilgesellschaft, die eine demokratische Entwicklung innerhalb des Landes vorantreibt. Sie plädierte zudem dafür, die Realitäten zu sehen und Russland nicht länger zu verklären, wie es Europa und insbesondere Deutschland viel zu lange getan habe.
Insgesamt so waren sich die Beteiligten einig, war es ein wichtiger Abend mit einem Diskussionsformat, dass im städtepartnerschaftlichen Jubiläumsjahr auch den langjährigen Beziehungen zu Lomonossow gerecht wurde. Dazu beigetragen haben nicht nur die Gäste auf dem Podium, sondern auch die vielen unterschiedlichen Wortbeiträge aus dem Publikum, die sachliche Diskussion und der daraus resultierende faire Umgang mit unterschiedlichen Meinungen.