Lomonossow, Russland – Geschichte und Gegenwart

Seit 1992 gibt es Beziehungen zwischen Oberurseler Bürgern und Bürgern aus Lomonossow. Im Juni 2001 fand eine erste Erkundungsfahrt von Oberurseler Vereinen nach Lomonossow statt, gefolgt von einem Gegenbesuch des Lomonossower Freundschaftsvereins "Kalinka" im Mai 2002 in Oberursel. Der Partnerschaftsvertrag zwischen den beiden Städten wurde am 26. Juli 2003 in Lomonossow unterzeichnet und am 4. Juni 2004 in Oberursel feierlich gegengezeichnet. 

Lomossow liegt am Finnischen Meerbusen ca. 30 km von Sankt Petersburg entfernt und gehört zur Stadtregion Sankt Petersburg in der Provinz (Oblast) Leningrad. Ein Kreisgebiet (Rajun) existiert mit gleichem Namen, mit Lomonossow als Sitz der meisten Kreisverwaltungen. Gemeinsam mit Peterhof (Partnerstadt von Bad Homburg) und Strelna bilden die Städte seit 2004 den Verwaltungsbezirk Petrodworez, dessen Name sich da sich durch die prächtigen Sommerpaläste der Zaren und ihrer zahlreichen Günstlinge ergab.

Lomonossow trug bis 1948 den deutschen Namen Oranienbaum und führt diesen Namen auch immer noch im Untertitel und als Bezeichnung der Bahnstation. Im Wappen führt die Stadt einen Orangenbaum. Der heutige Namensgeber, Michail Wassiljewitsch Lomonossow (1711 – 1765), stammt aus einer armen Fischersfamilie, kam als Leibeigener des Zaren auf die Welt und nur seinem unbändigen Bildungswillen ist es zu verdanken, dass er aus der vorgegebenen Lebensbahn ausbrechen konnte. Er studierte unter anderem in Marburg, wo er eine Marburgerin heiratete, und in Freiberg (Sachsen), war Dichter, Naturwissenschaftler und Reformer der russischen Sprache. Er gründete Moskaus große Universität, die heute seinen Namen trägt. Heute trägt Russlands berühmteste Porzellanfabrik in Sankt Petersburg seinen Namen.

Oranienbaum entstand 1710 mit der Errichtung des Palastes und Parkkomplexes für Herzog Alexander Menschikow, einen engen Berater Peters des Großen und ersten Generalgouverneur von Sankt Petersburg. Es heißt, dass Menschikow die Ansiedlung nach den in der Orangerie des Schlosses gezüchteten Orangenbäumen benannte. Die Deutschen haben in Lomonossow viele Spuren hinterlassen, als Architekten, Handwerker, Soldaten, Militärforscher.

Die zahlreichen Paläste und Parks von Oranienbaum dienten bis 1917 als Sommerresidenzen der königlichen Familie und des Adels. Auch Kaiserin Katharina II. (die Große), die aus Deutschland stammte, hatte dort eine Sommerresidenz, den Chinesischen Palast. Katharina die Große holte zahlreiche Deutsche, auch aus Hessen, als "Kolonisten" in ihr neues Heimatland. Sie wurden zunächst in Oranienbaum in Kasernen untergebracht und dann vor allem an die Wolga weitergeschickt, wo Katharina umfangreiche Ländereien besaß. Einige durften im Sankt Petersburger Gebiet bleiben z.B. als Handwerker, Lehrer oder Wissenschaftler - die Unterrichtssprache an der Universität war hauptsächlich auf Deutsch.

Berühmtester Sohn der Stadt ist der Komponist Igor Strawinsky. Berühmte Künstler, Schriftsteller und Komponisten wie Nikolai Alexejewitsch Nekrassow, Iwan Iwanowitsch Schischkin und Modest Petrowitsch Mussorgski wohnten und arbeiteten hier. Häufige Besucher waren Alexander Djuma, Puschkin, Saltykow-Schtschedrin und Turgenjew.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Lomonossow von den sowjetischen Truppen gegen die deutsche Wehrmacht gehalten, unter anderem, da die nahe Insel Kotlin mit dem Militär in Kronstadt den Brückenkopf absicherte. Dadurch blieben die zahlreichen Kunstschätze der Stadt vor der Zerstörung bewahrt, während der Palast von Peterhof den Flammen zum Opfer fiel und erst in den 1950er Jahren wieder aufgebaut wurde. 

Nach dem Kriege war Lomonossow durch seine maritimen Militäranlagen bis zur Perestroika von der Außenwelt abgeschnitten. Von 1946 bis 1953 arbeiteten hier zwangsverpflichtete deutsche Ingenieure in der Marineforschung. Ihre Kinder gingen in Lomonossow zur Schule und freundeten sich mit den gleichaltrigen Einheimischen an.

VFOS - Verein zur

Förderung der

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