Bericht zur Jahresmitgliederversammlung 2022 

Mitgliederversammlung des Städtepartnerschaftsvereins (VFOS)

 

Verhältnis zur Partnerstadt Lomonossow und Einsatz für Flüchtlinge aus der Ukraine im Mittelpunkt

 

(Oberursel, 15.04.2022) Mit nahezu 50 Teilnehmenden war die Mitgliederversammlung des Vereins zur Förderung der Oberurseler Städtepartnerschaften (VFOS) am 13. April im Großen Sitzungssaal des Oberurseler Rathauses gut besucht.

 

Nach der Begrüßung der Mitglieder durch den Vorsitzenden Helmut Egler leitete eine Fotoshow den anschließenden Bericht des stellvertretenden Vorsitzenden Jo Netz über die Veranstaltungen des Vereins im vergangenen Jahr ein. Bedauert wurde wie schon im vergangenen Jahr, dass die Pandemie die bereits geplanten Bürgerreisen unmöglich gemacht hat. Dennoch habe der Verein noch einen bunten Strauß an Veranstaltungen auf die Beine gestellt, wie z.B. sein traditionelles Sommerfest, die erstmalige Teilnahme mit einem Open Air Filmabend am „Orscheler Sommer“, die Vereinspräsentation beim auf den Oktober verschobenen Europatag auf dem Rathausplatz und manches mehr, bevor ein erneuter Lockdown im Herbst wieder einige Vorhaben beendete.

 

Nach den üblichen Gepflogenheiten einer Vereins-Jahresmitgliederversammlung wie z.B. Vorlage des Kassenberichts, Bericht der Kassenprüfer und Entlastung des Vorstandes standen turnusmäßig drei Vorstandsmitglieder zur Wahl an. Mangels anderer Berwerber/innen wurden die drei Mitglieder Beate Kratsch, Lyutsia Zenker und Winfried Goldbach en bloc einstimmig bei Enthaltung der drei Vorstandsmitglieder in ihren Ämtern bestätigt. Die Wahl der übrigen sieben Vorstandsmitglieder erfolgt erst wieder im nächsten Jahr.

 

Nach dem Rückzug von Per Struck als Kassenprüfer erklärte sich Neumitglied Dr. Barry Massey, Professor für International Business an der FOM Hochschule in Frankfurt am Main bereit, diese Aufgabe für die nächsten zwei Jahre zu übernehmen. Den Mitgliedern ist Dr. Massey bereits bekannt als Referent in der VFOS-Reihe „Hallo, Nachbar“ zum Thema „Ein Jahr Brexit – was nun?“ im letzten November. Auch er wurde von den Mitgliedern einstimmig gewählt.

 

Anschließend hat Bürgermeisterin Antje Runge, die seit Jahren auch Mitglied im VFOS ist, in einer kurzen Rede noch einmal die Rolle der Stadt im Hinblick auf die vom Magistrat beschlossene Aussetzung der Städtepartnerschaft mit Lomonossow erläutert. Sie erklärte, dass die städtischen Stellen in Russland dem System Putin angehörten und somit von städtischer Seite aus derzeit wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine weitere Kontakte mit ihnen nicht zu vertreten seien. Im Übrigen habe auch schon mindestens in den letzten vier Jahren ohnehin kein Kontakt mehr zu den offiziellen Stellen in Lomonossow bestanden. Sie hob aber hervor, dass dies bei den persönlichen Beziehungen der Bürgerinnen und Bürger untereinander etwas ganz Anderes sei. Sie befürworte daher, dass der Verein und seine Mitglieder auch weiterhin in Kontakt bleiben und, soweit möglich, bestehende Freundschaften pflegen.

 

Einsatz des Vereins für ukrainische Flüchtlinge

Anschließend wurden lebhafte Diskussionen zu zwei Anträgen aus der Mitte der Vereinsmitglieder eröffnet. Ein Antragsteller bat den Vorstand, die Aufnahme und Betreuung ukrainischer Flüchtlinge in Oberursel aktiv zu unterstützen.

 

Der Vorstand teilte daraufhin mit, dass er bereits beschlossen habe, 2.500 Euro für Aktionen um die Betreuung von ukrainischen Flüchtlingskindern zur Verfügung zu stellen Im Laufe der Diskussion kam aus der Mitte der Versammlung der Vorschlag, weitere 1.000 Euro für Begegnungen mit ukrainischen Flüchtlingen bereit zu stellen. Die Versammlung beschloss sodann, dass der Vorstand über diese zweckgebundenen Mittel verfügen könne und Kontakte zu entsprechenden Organisationen aufnehmen solle.

 

Die Stadt Oberursel - hier die pädagogische Fachberatung/Kinderbeauftragte aus dem Kita Büro -  organisiert derzeit kreative, niedrigschwellige Betreuungsangebote für ukrainische Kinder und ihre Mütter in entsprechenden kinderbetreuenden Einrichtungen. Neben dem Mütter-Kind-Treff, der die Möglichkeit der entspannten Begegnung und des gemeinsamen Austausches bieten wird, soll hier zur Unterstützung und Stärkung der Kinder ein Resilienztraining implementiert werden. In Absprache mit dem Anbieter "STARK auch ohne Muckis" wird das Programm den Bedarfen der ukrainischen Kinder angepasst.

 

Der VFOS freut sich, mit seiner finanziellen Unterstützung dieser Initiative Müttern und Kindern auch Ausflüge z.B. in den Opelzoo, zur Lochmühle oder zu anderen kindgerechten Zielen zu ermöglichen. Weitere Möglichkeiten zur Unterstützung der Flüchtlinge im Rahmen der von der Versammlung bereit gestellten finanziellen Mittel wird der Vorstand noch eruieren.

 

Partnerschaft mit ukrainischer Stadt?

Der zweite Antrag hatte zum Ziel, dass der VFOS langfristig darauf hinwirken solle, eine Partnerschaft mit einer ukrainischen Stadt anzustreben, sobald dies möglich sei. Auch diesem Antrag wurde von der Versammlung einstimmig stattgegeben.

 

Verhältnis zum Partnerschaftsverein „Kalinka“ in Lomonosow

Anschließend gab es lebhafte Diskussionen um das künftige Verhältnis des Vereins zur Partnerstadt Lomonossow. Der Verein hatte ja schon in einem vorsichtig gehaltenen Schreiben an die Vorsitzende von Kalinka, Marina Akhromowa, versucht, etwas über die Haltung des dortigen Vereins zu den Ereignissen in der Ukraine zu erfahren. Die Antwort von dort war aber in dieser Hinsicht neutral, so dass die Versammlung nach eingehender Diskussion den Vorstand nunmehr beauftragte, dem Partnerverein ganz deutlich die Haltung des VFOS zum Krieg in der Ukraine in einem entsprechenden Schreiben und einer Resolution zur Kenntnis zu bringen.

 

In einer dementsprechenden Resolution, die an die Vorsitzende von „Kalinka“ mit einem Begleitschreiben übermittelt werden wird, macht der Verein nun seine schon zu Beginn des Krieges im Februar veröffentlichte Verurteilung des russischen Angriffs auf die Ukraine nun auch gegenüber den russischen Freundinnen und Freunden in Lomonossow deutlich und erhofft sich darauf eine Antwort.

 

Die Resolution hat folgenden Wortlaut:

 

 

Resolution zum Überfall Russlands auf die Ukraine

 

Die Mitglieder des Vereins zur Förderung der Oberurseler Städtepartnerschaften e.V.  verurteilen den völkerrechtswidrigen Angriff russischer Truppen auf die Ukraine scharf.

 

Unsere Gedanken sind bei den Menschen in der Ukraine, den Toten und Verletzten des barba­rischen Krieges, den Millionen Flüchtlingen. Krieg bringt Zerstörung, unendliches Leid und Hass. Krieg widerspricht dem Anliegen unserer Städtepartnerschaft, die die verschiedenen Kulturen näher und die Menschen zusammenbrin­gen möchte.

 

Trotz des völkerrechtswidrigen Verhaltens der russischen Führung möchten wir unser gemein­sames bürgerschaftliches Engagement für Frieden und Völkerverständigung auf Vereinsebene zwischen Oberursel und Lomonossow fortsetzen, um weiterhin gemeinsam für ein friedliches, freundschaftliches Zusammenleben, gegen­seitigem Respekt und die Akzeptanz der verschiedenen Kulturen und vielfältigen Lebensweisen als wichtige Ziele der Städtepartnerschaften einzutreten.

 

Basis dafür sind gegenseitiger Respekt sowie die Akzeptanz der Souveränität von Staaten und die Unverletzlichkeit von Grenzen. Die Ukraine ist ein eigenständiger souveräner Staat.

 

Der VFOS hat in seiner Mitgliederversammlung am 13. April mehrheitlich beschlossen, die Kontakte zum russischen Städtepartnerschaftsverein KALINKA in Lomonossow fortzuführen und sich zugleich für eine Städtepartnerschaft mit einer Stadt in der Ukraine einzusetzen.

 

Vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte geschieht dies auch mit der Absicht, aus Oberursel ein deutliches Signal für Frieden, Freundschaft und Völkerverständigung zu senden.

 

Diese Resolution wird mit einem Anschreiben unseres Vorsitzenden Helmut Egler an die Vorsitzende von Kalinka, Marina Akhromowa, versandt.

 

Veranstaltungen des VFOS in diesem Jahr

Anschließend gab Schriftführerin Sylvia Struck noch einen Überblick über die in diesem Jahr bereits fest geplanten Veranstaltungen. Besonders hingewiesen hat sie auf die nächste Veranstaltung „Begegnungen der Vielfalt – zum Welttag der Partnerstädte“ am Samstag, 30. April von 16.00 bis ca. 23.00 Uhr im „Neuen Kommunikationszentrum Altstadt“, Strackgasse 14 (ehemaliges „Macondo“). Alle anderen Veranstaltungen wird der Verein wie üblich rechtzeitig vorher über die Medien bekannt geben.

 

Ehrenmitgliedschaft für Hans-Georg Brum

Zum Abschluss hat die Versammlung auf Antrag des Vorstandes dem langjährigen Bürgermeister Oberursels, Hans-Georg Brum, die Ehrenmitgliedschaft des Vereins für seine langjährigen Verdienste um den Verein verliehen. Wegen Abwesenheit auf der Versammlung wird ihm die Ehrenurkunde beim diesjährigen Sommerfest am 25.06.2022 ausgehändigt werden. Die Ehrung für Brum beruht nicht zuletzt auf seinem Engagement für den Verein und auf der vielfältigen Unterstützung des Vereins aufgrund seiner Funktion als Bürgermeister.